Zielgruppenspezifische Ansprache ist nichts Neues: Fernsehwerbung für Brühwürfel, Spülmittel oder Hundefutter wird z.B. selten nach Mitternacht ausgestrahlt, während Werbung für Singlebörsen und 0190-Sex-Hotlines genau zu dieser Zeit auf Kundenfang geht.
Was hier stattfindet, ist gezieltes (engl. targeted) Senden von Werbebotschaften an vorab definierte demographische Gruppen, bzw. Zielgruppen (engl. target audiences). Was aber, wenn man noch deutlich genauer zielen würde und man sogar die Werbenachricht für ein und dasselbe Produkt dynamisch an die Bedürfnisse und Vorlieben unterschiedlicher Rezipienten anpassen könnte? Ein Beispiel:
Das Konzept hinter Microtargeting
Die Idee hinter Microtargeting ist denkbar einfach: Nehmen wir an, Sie besitzen ein italienisches Restaurant und sind bei Ihrem Carpaccio besonders stolz auf die Qualität des verwendeten Rindfleischs. Deswegen erwähnen Sie es oft in der Werbung für Ihr Ristorante.
In der Nachbarschaft Ihres Lokals befindet sich aber auch der Verein Verwegene Vegetarier e.V. mit über hundert Mitgliedern, die Sie allesamt gern und oft in Ihrem Restaurant bewirten möchten. Da Sie aber wissen, dass Sie die Mitglieder des Vereins offensichtlich nicht mit Ihrem berühmten Rinder-Carpaccio locken können, entwerfen Sie kurzerhand ein spezielles Flugblatt, in dem Sie vor allem Ihre leckeren Salate anpreisen (und kein Wort über das Rindfleisch verlieren). Diesen Prospekt verteilen Sie ausschließlich in der Nähe des Vereins.
Die Gemüsefreunde entdecken Ihren Flyer und sind entzückt über die Tatsache, dass der Fokus Ihres Restaurants offensichtlich auf der vegetarischen Küche liegt. Schließlich reden Sie ja von nichts anderem in Ihrem Prospekt. Tatsächlich haben Sie aber nichts an Ihrem Angebot geändert, sondern nur den Insalata Mista, die überbackenen Auberginen und Ihr leckeres Bruschetta in den Mittelpunkt der Werbebotschaft gestellt. Ziel erreicht.
Genau das ist das Prinzip des Microtargetings: Alle potentiellen Zielgruppen werden präzise analysiert und ein Produkt – in diesem Fall das Restaurant – wird mit den Eigenschaften beworben, von denen man vermutet, dass sie bei der jeweils angesprochenen Gruppe am besten ankommen.
Das Revolutionäre an Microtargeting
Betrachten wir noch einmal das obige Beispiel, in dem ein Restaurantbesitzer ein spezielles Flugblatt für Vegetarier erstellt und in deren Umfeld verteilt. Ein cleverer Schachzug, aber recht aufwendig. Der hohe Aufwand, der betrieben werden muss, um vergleichbare Maßnahmen umzusetzen, war bisher der Grund, warum Strategien dieser Art nur selten im grossen Stil betrieben wurden.
Big Data ändert dies. Nie standen Werbetreibenden mehr Informationen über Konsumenten zur Verfügung und nie waren diese leichter erreichbar. Sei es über soziale Netzwerke, Suchmaschinen oder direkt per Email, wenn Sie Ihre Zielgruppe identifizieren und erreichen wollen, so stehen Ihnen heute alle Mittel und Kanäle zur Verfügung.
Die gewünschten Informationen über die angepeilte Zielgruppe bekommt der Werbetreibende dabei ebenfalls über die sozialen Netzwerke und Suchmaschinen, die es ermöglichen, Werbung so zu schalten, dass nur Rezipienten innerhalb der gewünschte demographischen Gruppe erreicht werden. Die Zielgruppe selbst ist bis ins Detail aussteuerbar. Der Werbetreibende muss nur noch die speziell für die jeweilige Gruppe entwickelte Werbebotschaft verschicken. Done!
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